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Transkriptionspreise – Was kostet das Verschriftlichen von Interviews?

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Bild Transkription Tastatur

Nicht dass es in diesem Blog nur um die Zahlungspraxis zu Transkriptionen gehen sollte, aber aktuell beschäftigt mich das Thema und deshalb hier ein kurzer Beitrag zu Transkriptionspreisen. Wie bereits in einem vorherigen Artikel zum Preisdumping in diesem Dienstleistungsbereich beschrieben, konnte ich bei einigen Recherchen zum Keyword „Transkription“ doch einige interessante Preisangebote entdecken. Warum man für sehr kleines Geld kein vollständiges Transkript erwarten sollte und über das Dilemma der Mach-es-wer-auch-immer-Mentalität.

Einleitung – Preisdumping & oftmals unterschätzter Transkriptionsaufwand

Da ich selbst Interviews und andere Audiodokumente transkribiere und wie ich meinte auch durchweg einen guten Schnitt bei den Tastenanschlägen je Minute erreiche, war es mir bislang ein Rätsel wie man bestimmte Preise, nennen wir sie beim Namen: um die 60 Cent, anbieten kann. Nach meinen Erfahrungen kann man im Schnitt mit ca. 5 Stunden für eine gute und fehlerfreie Transkription rechnen (inkl. Nachbearbeitung, Recherche von Schreibweisen durchaus auch mehr).

Dass man eher mit 6 bis 7 Arbeitsstunden für eine Audiostunde kalkulieren sollte, wie in wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt, ist unten in den Kommentaren (Sammlung mit Studien zur Transkription von Audiodaten) belegt. Wichtig hierbei ist der Punkt für welchen Zweck die Transkription benötigt wird – sprachanalytische Transkriptionen erfordern zumeist ein Vielfaches der Zeit einer einfachen Transkription. –

Das heißt mit einer anschließenden Rechtschreibprüfung, kurzem Nachschlagen von speziellen Eigennamen (insbesondere bei Experteninterviews – spezifischen Transkriptionen, sollte dieser Punkt nicht unterschätzt werden), sowie wiederholtem Anhören bei undeutlicher, schneller Ausdrucksweise. Anders sieht es bei Diktaten oder speziell aufgesprochenen Texten aus, hier sind bei kürzeren Aufnahmen auch schnellere Zeiten erreichbar.

Bei regulären Gesprächsdaten kommt man aber um das mehrmalige Anhören von Passagen nicht herum, weil es sich einfach um natürliche Kommunikation handelt, die Überlagerungen, Dialekt und Abbrüche etc. enthält. Hinzu kommt, dass bei einer Transkription von mehreren Stunden (10+ Audiostunden) keine Schreibarbeit am Stück möglich ist. (Nachtrag: Siehe dazu unten den Link Forum Qualitative Sozialforschung)

Der Arbeitsaufwand für die Verschriftlichung von Sprachaufnahmen ist also wesentlich größer, als man auf den ersten Blick annehmen mag. Kombinieren wir nun den Aufwand mit den im Netz angebotenen Preisen, dann wird schnell klar, dass selbst oder gerade Studenten nicht für den Stundensatz arbeiten würden.  Als Selbständiger oder Freiberufler lassen sich davon nicht annähernd die Kosten decken.

(1) Im Gegensatz zu einer Festanstellung kommen Aufträge unregelmäßig, das heißt man hat diesen Stundenlohn nicht automatisch jeden Tag. (2) Dazu kommen Kosten wie Krankenkassenbeiträge, Versicherungen, Büromiete und diverse weitere Kosten, die jedes Unternehmen oder Selbstständige zu tragen hat.

Ohne dies zu weit ausdehnen zu wollen, denn allein zu diesem Thema ließen sich treffliche Texte verfassen, erscheint es mir objektiv gesehen einfach nicht plausibel, wie man bei Preisen um die 60 Cent und darunter eine vernünftige Qualität realisieren kann und darüberhinaus davon leben will und kann.

Einige Erklärungsversuche zum Preisdumping

Offshore Mitarbeiter als Transkriptionskräfte
Im englischsprachigen Raum werden derartige Dienstleistungen gern nach Indien outgesourct, weil man dadurch einfach bessere Preise anbieten kann. Für deutschsprachige Transkriptionen wäre dies beispielsweise mit Hilfe Deutscher im Ausland (Thailand etc.) zu realisieren. Inwieweit dies gemacht wird weiß ich nicht.

Spracherkennungssoftware für die Transkription

Eine interessante Methode, die sicherlich in Zukunft noch an Relevanz gewinnen wird. Aktuell ist dieses Verfahren aber bei normalen Interviews nicht praktikabel, es sei denn die Interviewten sprechen Ihre Antworten überaus deutlich, quasi als Diktat auf.

Zugegebenermaßen aber unrealistisch bei einer ‚lebendigen Konversation‘. Einen sehr interessanten Ansatz beschreibt Jeffrey Daniel Frey in seinem Blog (Hiring Someone to Train a Dragon), Dragon Naturally Speaking zu verwenden, indem man einfach das Audiofile ’sauber nachspricht‘. Der Beitrag stammt aus dem Jahr 2007!

Nachtrag: Respeaking als Transkriptionshilfe

Ich habe mich mit dem Thema ‚Respeaking‘ – Nachsprechen – von Audiodaten befasst, die Methode wäre ggf. bei ’sauber gesprochenen‘ Gesprächsdaten (bspw. Diktat) realisierbar. Bei natürlicher Kommunikation gerät man als Ungeübter mit dem Nachsprechen, aber schnell an seine Grenzen, weil  man es 1:1 wiedergeben muss, wenn eine wörtliche Transkription gefordert wird.

Kleinere Versprecher, Abbrüche, dialektische Färbung, paralleles Sprechen etc. müssen entsprechend mit verschriftlicht werden – wenn man also die Nachbereitung mit einrechnet kommt man einer guten Anschlaggeschwindigkeit je Minute auf alle Fälle besser.

Für eine exakte Wiedergabe des Gesagten, wie bei einer Transkription für publizistische Zwecke, als auch für sozialwissenschaftliche Analysen, ist und bleibt die manuelle Abschrift mittelfristig alternativlos.

Falls jemand andere Erfahrungen gemacht hat, einfach unten einen Kommentar hinterlassen. In Foren muss ich immer wieder lesen, dass bspw. 50 – 60 Cent oder niedriger ein normaler Preis wäre – liegt es daran, dass andere mit dem Faktor 2 – 3 rechnen, sie nur Diktate transkribieren, oder einfach keine Erfahrung haben? Ich kann nur feststellen, dass ich mittlerweile 800+ Stunden an Interview und weiteren Gesprächsmaterialien selbst transkribiert habe und meine, die Zeiten und Kosten realistisch einschätzen zu können, welche auch durch wissenschaftliche Beiträge zur qualitativen Sozialforschung bestätigt werden.

Studenten als Schreibkräfte

Für Universitäten sind Studenten natürlich eine der besten Alternativen zu einem kommerziellen Dienstleister. Nachteil hierbei sind allerdings gerade bei großen Aufträgen, jenseits der 10 Stunden, die zeitliche Verfügbarkeit dieser Gruppe, sowie ggf. mangelnde Transkriptionserfahrungen und Übung beim Transkribieren. Bei Gelegenheits-Aufträgen im kleineren Umfang sind diese Art von Jobs für Studenten und Schreibkräfte natürlich begehrt bei der hiesigen Zielgruppe .

##Nachgetragen## Zu diesem Punkt ist zu ergänzen, dass Studenten, die selbst Transkriptionsdienstleistungen anbieten, den Preis realistisch einschätzen, und den Zeitaufwand zumeist sehr gut kennen. Ergo zum Teil über dem (Minuten-) Preis von so manchem kommerziellen Anbieter liegen.

Im umgekehrten Fall, wenn eine Transkription für eine Master Thesis / Bachelorarbeit o. ä. benötigt wird, kann man sich aber im Handumdrehen ausrechnen, dass hier sehr schnell ziemlich hohe Kosten je Bandminute entstehen, die sich die wenigsten Studenten leisten können.

» Jobs für Schreibkräfte – Geld verdienen mit Schreibarbeiten.

Was aber dann passiert, sind die bereits mehrfach angesprochenen Ausschreibungen auf Mach-es-wer-auch-immer-Portalen – zu Preisen bei denen jeder Anbieter über kurz oder lang nicht mithalten kann. Ein kurzer Kommentar hierzu ist weiter unten im Text, unter „Tipp für Endkunden“ zu finden. Meine persönliche Erfahrung ist die, dass man keinesfalls von einer unterbezahlten 5-Euro-Kraft erwarten darf, ein ‚vollständiges‘ Transkript zu erhalten. Gesprochene Terminologien aus dem akademischen Kontext im Rahmen eines Interviews erhalten dann nach lautgerechter Schreibung völlig neue Konnotationen, die mitunter das Gesagte in das Gegenteil verdrehen – bei 100+ DIN A4 Seiten – kein leichtes Unterfangen dies auszubessern.

##Nachtrag Ende##

Transkriptionsgeschwindigkeit als Wunderwaffe? Leider, nein.

Man transkribiert mit dem Faktor 1-3. In diesem Forumbeitrag gibt ein Nutzer doch tatsächlich an für 10 Minuten Audio 15 Minuten Arbeitszeit zu benötigen (Link). Ich sag mal so, unter bestimmten Voraussetzungen, wenn der / die Sprecher überaus deutlich und langsam sprechen, habe ich selbst auch schon den Faktor 3 erreicht. Dies ist aber eher die Ausnahme, da ein ’natürliches Gespräch‘ oder Interview immer undeutliche, schnelle oder sonstige unverständliche Bestandteile enthält und man sich somit zwangsläufig Textstellen mehrmals anhören muss. Diese Angabe wie aus dem Eintrag im Forum würde ich gern bei 20-stündigen Audioaufnahmen mit normalem Sprechtempo und 2 Sprechern, sowie Hintergrundgeräuschen und Fachausdrücken belegt sehen.

Die Angabe der Experten von Audiotranskription.de zur Transkriptionszeit deckt sich auch mit meinen langjährigen Transkriptionserfahrungen:

Im Durchschnitt liegt die Transkriptionsgeschwindigkeit bei einfachen Transkriptionsregeln etwa bei 1:5 bis 1:10.

Quelle: Audiotranskription.de (letzter Abruf 06.08.2012)

Ich denke diese Gedanken zum Thema mit 200 Anschlägen je Minute sollen erst einmal ausreichen. Vielleicht hat jemand ganz andere Erfahrungen gemacht und transkribiert täglich mit dem Faktor 3, braucht also für eine Audiostunde ca. 3 Arbeitsstunden -nicht-. Ich füge unten einfach mal zwei Umfragen, einmal zur Transkriptionszeit und einmal zum Minutenpreis ein. Kritik und Anregungen zum Thema können gern in den Kommentaren gepostet werden.

Wie lange braucht man für die Transkription einer Interviewstunde? (Durchschnittlich für reguläres Interview)

Umfrage Transkription - 6-9 Stunden (31%, 41 Votes) - 5-6 Stunden (26%, 34 Votes) - 3-5 Stunden (22%, 29 Votes)- 3 Stunden (14%, 19 Votes)- Mehr als 9 Stunden (8%, 10 Votes)
Umfrage Transkription

Anmerkung: Sicherlich gibt es solche und solche Gesprächsdaten, die mal schneller und mal mit mehr Aufwand transkribiert werden können. Gefragt wird hier nach dem Durchschnitt. Zum Design des Fragebogens kann es ebenfalls geteilte Meinungen geben – es handelt sich lediglich um einen privaten Blogbeitrag, also please no bashing.

Was ist ein realistischer (min.) Nettopreis je Audiominute für die Transkription von Interviews? (Durchschnittlich für eine Aufnahme mit unverständlichen Passagen, schnellen Passagen etc.-kein Diktat

siehe Anmerkungen

(Nachtrag: Empfehlenswert als Preisorientierung erachte ich aus Sicht eines Transkriptionsanbieters die Angabe von Audiotranskription.de, welche oberhalb von ab 2 Euro netto liegt (hiervon müssen die Schreibkräfte / alle laufenden Kosten bestritten werden). Nimmt man die 5 – 8  Stunden Arbeitszeit für eine Bandstunde als Basis, dann kann man sich leicht den Stundenlohn ausrechnen.  Dass hier eine ziemlich große Diskrepanz zwischen ‚realistischer Preisorientierung‘ und dem Preis, den man am Ende bekommt, besteht, lässt sich trefflich bei einer Suche bei Google nachvollziehen, denn viele Dienstleister gehen mittlerweile nur noch über das Alleinstellungsmerkmal „Preis“ und unterbieten sich hierbei.

Ein Tipp für Endkunden: Prüfen Sie doch mal, welche Transkriptionsart Sie bei Billiganbietern zum ausgeschriebenen Preis bekommen und welche Zahlungskonditionen bestehen. Zum Teil sind dies nur Lockangebote, bei denen Sie nur eine zusammenfassende Transkription, keine wörtliche Transkription erhalten!

Zudem sollte man sich vor Augen halten, dass man sich bei den eingangs genannten Minutenpreisen im Lohnbereich einer Putzfrau bewegt, ohne dies despektierlich erscheinen zu lassen, aber da es sich bei den benötigten Transkripten (zumeist) um durchaus komplexe Inhalte handelt, sollte man hier auf einen der Dienstleistung angemessenen Preis achten, um schlussendlich auch das gewünschte Ergebnis vom Anbieter zu bekommen.

Anmerkungen zur Preisfindung

(1) Die unteren Preiskategorien halte ich auf Basis einer selbständigen Tätigkeit / als Freiberufler im deutschsprachigen Raum, sprich mit entsprechenden anfallenden Kosten als Selbständiger für nicht realistisch, da ich diese Angebot jedoch bereits mehrfach gelesen habe, sollen diese in der Umfrage mit erscheinen. Dass eigentlich nur letztere Option sinnvoll ist, zumindest bei Transkriptionen, die nicht gerade für den ‚internen Gebrauch‘ benötigt werden, wie es gern mal heißt, ist in diesem Artikel aus dem Wall Street Journal nachzulesen: Turning Audio Into Words on the Screen. Hier wurden Transkriptions-Dienstleister (Englisch) einfach mal getestet und aufgezeigt, dass eine qualitative Transkription auch ihren Preis hat.

(2) Die zweite Anmerkung bezieht sich auf den Dienstleister selbst. Dass diese Umfrage den effektiven Preis für eine Transkription objektiv schwer abbilden kann steht außer Frage, dafür wäre statt einer quantitativen Befragung eine qualitative Untersuchung erforderlich. Schließlich ist u.a. zu berücksichtigen, ob es sich um eine Einzelperson handelt, die diese Dienstleistung anbietet oder um ein Unternehmen, mit den entsprechenden festen oder freien Mitarbeitern. Hinzu kommen Faktoren, die auf die Art des Ausgangsmaterial (Audio-/Gesprächsdaten) zurückzuführen sind, so dass ich nochmals ausdrücklich darauf hinweise, dass es sich um keine repräsentative  Preisübersicht für die Transkription von Gesprächsdaten handelt.

Dies ist schlicht und einfach in dieser Form nicht möglich. Ausgangspunkt für diesen Beitrag waren und sind Preisdumping-Angebote, welche aus Sicht eines gewerblichen Dienstleisters, egal ob Einzelperson oder Unternehmen, schwer nachvollziehbar sind und die ich mittlerweile auch nicht mehr als Maßstab für die Preisorientierung bei Transkriptionen heranziehe.

„Ich möchte als Schreibkraft nicht mehr nur verheizt werden.“

Zitat einer Schreibkraft zum Thema Preisgestaltung bei Schreibbüros

Ich empfehle jedem, der auf der Suche nach einem Transkriptionsdienstleister ist, selbst einige Gesprächsminuten zu transkribieren oder aber besser einige Audiostunden am Stück zu transkribieren, um realistisch einschätzen zu können, welche Arbeitszeiten dafür anfallen. Am Ende des Tages werden aus meiner Sicht Billig-Anbieter nicht dauerhaft bestehen können, weil die Kosten, die im Rahmen der Selbständigkeit anfallen und selbst zum Leben benötigt werden, mit den angesprochen Minutenpreisen zur Existenzsicherung nicht erreicht werden können.

(3) Nach reichlicher Überlegung bin ich zu dem Entschluss gekommen, die Umfrage zu den Transkriptionspreisen zu entfernen. Die im Text geschilderten Beispiele für Dumpingpreise sind keineswegs temporär. Die „your-hobby-as-a-profession“ oder schlicht „transkribieren-kann-doch-meine-Mutter“ Mentalität nimmt gefühlt zu. „Schreibkräfte“ unterbieten sich im Wettbewerb um den billigsten Kunden. Nachts wird es dunkel. Wie der Ursprung dieses Artikels, soll auch diese zwischen den Zeilen auftauchende Schlussbemerkung dem einen oder anderen nicht verborgen bleiben, und an dieser Stelle vermerkt sein „… am Ende des Tages… Ernsthaftigkeit kehrt ein… erstere Umfrage zur Transkriptionszeit trifft den Kern des Ganzen, wie auch diesen Beitrag recht gut: die Transkription ist ein zeitaufwendiges Verfahren, Konzentrationsgrenzen sind gerade bei dieser Tätigkeit äußerst schnell erreicht (will man korrekte Inhalte bereitstellen) und sollte man von dieser Tätigkeit leben, kalkulieren Sie nicht mit regulären Arbeitsstunden eines Angestellten. Damit schließe ich das Kapitel Transkription. *Nachtrag 08/11

» Jobs für Schreibkräfte – Geld verdienen mit Schreibarbeiten.

Weitverbreitete Fehleinschätzung zur Transkriptionsgeschwindigkeit

Folgende Diskussion in einem Texterforum unterstreicht meine Thesen, dass die Preise für Transkriptionen zum Teil kaputt gemacht werden [aus 2011]. Dass jemand eine Transkription für 35 Cent macht, weil man sich vielleicht auch verschätzt/überschätzt, hätte ich nun wiederum nicht gedacht. Schlussendlich macht es die Erfahrung, um selbst einschätzen zu können, welcher Preis für einen selbst ok ist und von dem man in seiner jeweiligen Situation auch leben kann. Was ich abschließend, auch nach mittlerweile mehrjähriger Transkriptionserfahrung, festhalten kann ist, dass nicht nur der Faktor mit dem man transkribiert relevant ist, sondern vielmehr wie viel man am Stück / pro Tag transkribieren kann, denn die Konzentrationsfähigkeit nach einer 7-stündigen Transkription ist gleich Null.

Hier noch die Diskussion im Texterforum: Link.

Fazit zu Transkriptionspreisen

Nach diesen Ausführungen ist festzuhalten, dass man sich auch Arbeit einkaufen kann, wenn man als Kunde nach einem sehr günstigen Transkriptionsanbieter sucht, der seine Dienstleistung nicht aufwandsgerecht abschätzen kann.

Allzu häufig habe ich es in den letzten Jahren erlebt, dass Schreibkräfte auch dem Preis entsprechende Qualität abliefern – und das ist ihnen nicht mal zu verdenken, betrachtet man die zahlreichen Ausführungen zur realen Arbeitszeit für eine Interviewstunde / Bandstunde – wenn kein angemessener Minutenpreis bezahlt wird.

„Jedes Transkript enthält nach dem ersten Durchgang Fehler.“

Dresing & Pehl (2013)

Die entsprechende Nachbearbeitungszeit, etwa zum Nachschlagen von Eigennamen und Fachbegriffen, aber auch falsch verstandenen Phrasen, die z. T. sogar Aussagen ins Gegenteil verqueren, lassen das ursprünglich eingeplante Budget für eine Transkription schnell anwachsen. Wer eine qualitative Interviewtranskription benötigt sollte sich diese Punkte immer mit vor Augen führen, bevor er den vermeintlich billigsten Anbieter wählt. Anderenfalls erhält man auch nur das dem Preis entsprechende Produkt zurück, das noch viel Nachbereitung und Korrektur in Anspruch nehmen dürfte.

Weiterführende Beiträge im Web

Mit der Zeit finden sich noch weitere Interessante Diskussionen und Beiträge, die ich im Folgenden einfach kurz verlinke und einen Kommentar dazu schreibe:

Achtung vor Transkriptionsdiensten – einen passenderen Titel hätte ich mir nicht einfallen lassen können und unterstreicht auch meine Erfahrung, aber um es ganz klar zu sagen, dies betrifft Agenturen/Dienstleister die Transkriptionen einfach unter Wert verkaufen. Wenn ich eine Schreibdienstleistung, welche sehr aufwendig und mühsam ist (und ich spreche nicht von 10-minütigen Audioaufnahmen), dann sind 50 Cent die Minute auf Dauer nicht machbar. Das Ergebnis beschreibt dieser kurze Erfahrungsbericht in dem Forum der WU Wien. Die Betonung auf „professioneller“ Transkriptionsdienst ist nun mal kein Gütekriterium, schon gar nicht für 50 Cent.

Wer sich weiterführend mit den technischen Zusammenhängen und Formen der Transkription befassen möchte, findet in den Beiträgen bei Tikoim.de detaillierte Hintergrundinformationen und Gedanken zur Zukunft der Transkription – Technische Betrachtungen zur Audio- und Videotranskription

##Ein Nachtrag 2017##

Dieser Artikel liegt mittlerweile ganze sieben Jahre zurück. Ich habe meinen Lebensmittelpunkt in Sachen Arbeit völlig verändert und muss mich nicht mehr mit der hiesigen Preispolitik der Transkriptionsdienstleister herumschlagen. Dennoch ertappe ich mich regelmäßig dabei die altbekannten Suchphrasen der Dienstleistungssuchenden einzugeben, um kurz darauf die Anzeigen und optimierten Seiten der TOP Notches der Transkriptionsdienstleister präsentiert zu bekommen. Ein kleines Schmunzeln kann ich mir dabei nicht verkneifen.

Was an den Ergebnissen bei der Suchmaschine auffällt ist, dass 60 Prozent oder mehr der Anbieter in Holland und irgendwo anders auf der Welt sitzen. Dabei geht es um deutschsprachige Transkriptionen. Ist die oben aufgenommene Offshore-These also doch die Lösung aller Fragen in diesem Beitrag?

Die Antwort lautet, ja zum Teil. Wie beschrieben habe ich mich selbst aufgrund des kruden Preiskampfes um den geizigsten Kunden [gut, wie in einem Doktoranden-Forum kürzlich zu lesen war, der billigste hat gut gearbeitet] aus der Branche zurückgezogen. Aber ich kann aus den Erfahrungen und Gesprächen mit Schreibkräften berichten, dass tatsächlich in Deutschland ansässige Schreibkräfte für die Holländer arbeiten. Ich muss dabei schon selber lachen, aber es ist so, die großen hiesigen Anbieter für Schreib-/Transkriptionsdienstleistungen liegen in holländischer Hand.

Es handelt sich dabei um simple Vermittlungsgeschäfte, die teilautomatisiert sind, dem auch gar nichts Negatives entgegenzusetzen ist. Aber preistechnisch weiß ich, dass ca. 50% des VK Preises der Schreibkraft gezahlt werden. Abzüglich eine Lektorats. Und am Ende steht wie vor sieben Jahren immer noch die Frage: wer schreibt eigentlich meine Interviews für den Preis ab? Wo sitzen diese Personen? Und meine Audiodaten…  die liegen ja nicht beim hiesigen holländischen Großhändler. Nein, um die Audiodateien zu transkribieren, muss ich die Daten auf einen lokalen PC herunterladen, um sie dann mit meinem Transkriptionsprogramm in Schriftform zu bringen. Was also mit oftmals vertraulichen Inhalten passiert weiß keiner. Und damit beende ich diesen Nachtrag.

Weiterführende Beiträge auf Zahlungraxis

» Preisdumping am Beispiel von Transkriptionen
» Tipps für Selbständige und Freiberufler
» Geld von Kreditkarte auf Konto überweisen


Literatur
Dresing, Thorsten / Pehl, Thorsten: Praxisbuch Interview, Transkription & Analyse. Anleitungen und Regelsysteme für qualitativ Forschende. 5. Auflage. Marburg, 2013. Quelle: www.audiotranskription.de/praxisbuch. (Datum des Downloads: 01.05.2013)

Über Autor und diesen Beitrag
Seit ca. 2001 beschäftige ich mich mit Transkriptionen. Zu Beginn studienbedingt für sozial- und kulturwissenschaftliche Forschungsprojekte im Rahmen meines Magisterstudiums, im späteren Verlauf für den Beruf und in der Selbstständigkeit. Meine persönlichen Erfahrungen rund um die Verschriftlichung von Sprachinhalten habe ich über die Jahre in diesem, wie auch in weiteren Online-Publikationen, gesammelt und zusammengetragen.
H. Schmieder, M. A.

Beitrags-URL
www.zahlungspraxis.de/transkriptionspreise/

  Zuletzt geändert von Zahlungspraxis am 6. Oktober 2017

22 Antworten

  1. Hallo,
    sehr interessanter Beitrag, dem ich völlig zustimmen muss. Passende dazu habe ich folgendes Zitat aus einem Forum zu einer ‚unterbezahlten‘ Transkription gefunden: „Also für 10 Minuten transkribieren braucht man ungefähr 15 Minuten, wenn man es wirklich professionell macht.“ Da muss ich nur schmunzeln, sie sollte wirklich mal 10h Audio am Stück transkribieren, bzw. ein ’normales‘ Gespräch transkribieren. Na ja, wenn sie davon überzeugt ist … zum Glück ist es empirisch belegt, dass es nur Geschwätz ist. Definitiv hängt es von der Qualität der Aufzeichnung ab, aber wenn bekommt man schon mal ein sauber aufgesprochenes Tondokument, das sich Interview nennt, in die Hand. Nun gut ich arbeite mal weiter am Faktor 1,5 🙂
    VG

  2. Zum Thema Transkriptionszeit habe ich noch ein paar interessante Links gefunden. Zu beachten ist dabei, dass es sich zum Teil um HIAT-Transkriptionen handelt, welche weitaus aufwendiger sind als reguläre Transkriptionen, aber dennoch zeigen, welcher Aufwand entsteht:

    1. Uni Greifswald
    Zitat: „Arbeitsaufwand für Transkription
    „enromer Arbeitsaufwand:
    „So gilt für eine durchschnittliche Aufnahme zwischen
    mehreren Aktanten mit häufigen Sprecherwechseln,
    Unterbrechungen, Überlappungen, also für das, was
    sich tagtäglich als ‚kommunikativer Normalfall‘
    abspielt, eine Transkriptionszeit von circa 30 min für
    1 min Datum als Minimum, eine Transkriptionszeit
    von 60 min. als Erfordernis für eine qualitativ gute
    Transkription“ (Ehlich / Redder 1994, 4“) Quelle: http://wulv.uni-greifswald.de/2007_ba_ga/userdata/Sitzung-2-Datenerhebung.pdf, Abruf 07.05.10

    2. Uni Dortmund
    ca. 1:60, 1:90. -> Stichwort: Transkriptionszeit
    Siehe: http://home.edo.uni-dortmund.de/~hoffmann/PDF/SyncWriterKurz.pdf. Zugriff: 07.05.10.

    3. Die Praxis der qualitativen Inhaltsanalyse, Philipp Mayring (2008)
    Beltz Taschenbuch, Herausgeber Philipp Mayring, Michaela Gläser-Zikuda
    Ausgabe 2, Verlag Beltz 2008, ISBN 3407255020, 9783407255020
    Online-Quelle: bei Google-Books – http://bit.ly/bGUN6I
    -> 1:60, für eine linguistische Transkription

  3. Wenn ich mir so manche Studentenjob Ausschreibung anschaue und 6-8 Euro die Stunde angeboten werden, dann sind 70 Cent schon möglich (6h je Audiostunde – ca. 7Eur/h). Aber du hast schon recht, für Selbständige eher undenkbar…
    Gruß

  4. Wer bietet weniger? 38 Cent je Minute zzgl. MwSt. – bei 6h Arbeitszeit stattliche 3,8 Euro je Stunde. Hab ich was verpasst oder gibt es eine Spracherkennungssoftware für Interviews 😉 – davon ist selbst Natural Speaking noch weit entfernt. Schöner Beitrag.
    Gruß

  5. Ich habe mit großem Interesse diese Diskussion gelesen. Das eigentliche Problem ist nicht enthalten: Wer richtig Blindschreiben gelernt hat, für den dauert eine Stunde Interview maximal 3 bis 4 Stunden. Dazu gehört natürlich, dass man in der Lage ist zwischen 350 und 450 Anschläge pro Minute zu schreiben. Ich gehöre zu denen, die das seit Jahren beherrschen. Nur, so wird heute keiner mehr ausgebildet. Durch die Einführung des PCs glaubt jeder, schreiben zu können. Schreiben und Blindschreiben, ein himmelweiter Unterschied. Und Leute wie ich, gehören dann aus der Sicht der Laien zu denen, die Preise verderben. Ein ausgebildeter Tischler schafft auch mehr als einer, der das als Hobby betreibt. Also: üben, üben und nochmals üben, damit Ihr auf die Geschwindigkeit kommt und wirklich blind üben ….mehr ist nicht nötig und natürlich die Beherrschung eines großen Bereiches von Jura bis Medizin.

  6. Der Erfahrungsaspekt spielt sicherlich eine wesentliche Rolle, dem stimme ich absolut zu. Nichtsdestotrotz ist es bei regulären Gesprächsdaten, welche Dialekt, Überlagerungen, Hintergrundgeräusche etc. umfassen, trotz noch so hoher Schreibgeschwindigkeit nicht möglich diesen Schnitt auf Dauer zu halten. Sicherlich ist dies bei Diktaten und kürzeren Audiodateien möglich. Bei 20h Audiomaterial von durchschnittlicher Aufzeichnungsqualität sind 4-5 Stunden eher die Ausnahme. Bei Diktaten, entsprechender Sprechgeschwindigkeit und Sprachqualität schon durchaus. Aus meiner Erfahrung, Blindschreiben vorausgesetzt, ist die Art des Audiomaterials ein ganz bedeutender Faktor, deshalb ist eine Verallgemeinerung schon schwierig.

  7. Die Abstimmung zu den Preisen ist nicht wirklich hilfreich. Kunden klicken den niedrigen Preis, weil die Erfahrung fehlt, Anbieter den hohen Preis, weil sie wissen, welche Arbeitszeit dahinter steckt. Nicht umsonst setzt der größte, bzw. bekannteste Anbieter im deutschsprachigen Raum, audiotranskription de, bei 1,99 an – ein ab Preis. Schön, dass es zumindest mal diskutiert wird, denn es gibt genügend Angebote jenseits dessen, sowohl darüber als auch darunter.

  8. Ich finde auch, dass Verallgemeinerungen schwierig sind, da auch die geforderten Transkriptionsregeln von großer Bedeutung sind. Soll jede lautsprachliche Äußerung transkribiert werden und Emotionen mit angemerkt werden, brauche ich ca. 5-6 Stunden bei guter Tonqualität. Bei weniger anspruchsvollen Regeln komme ich mit 3-4 Stunden gut hin. Da lohnen sich 70 Cent für einen Nebenjob auf selbständiger Basis durchaus.

  9. Man kann hier wieder lesen, wie oberflächlich alles betrachtt wird. Ich habe meine Arbeiten in einem Transkriptionsbüro in Auftrag gegeben, mir wurde ein Preis von 1,80 Euro pro Audiominute angeboten. Was hat hier gepasst? Gar nichts. Ich habe nach Dateiübermittlung und Auftragserteilung NICHTS mehr von diesem Anbieter gehört. Danach habe ich den Auftrag an einen günstigeren Anbieter abgegeben und habe meine Transkriptionen ordentlich, in sehr guter Qualität, innerhalb des Zeitraumes erhalten.

  10. Das ist ein guter Punkt, am Preis lässt sich die Qualität nicht festmachen. Ganz klar. Ich habe in dem Beitrag einfach mal aufgeschlüsselt welcher Aufwand hinter einer Transkription steckt und dass Preise unter 0,50 Euro, zumindest aus Sicht eines Anbieters / Datatypisten, Bauchschmerzen verursachen können. Ähnliche Erfahrungen, dass ein Anbieter entweder gar nichts liefert, schlechte Qualität liefert oder ähnliches habe ich auch schon von 60er Anbietern gehört … nun ja, manchmal ist ein Anruf beim Anbieter, um einen Eindruck von der Person hinter der Dienstleistung zu bekommen ganz hilfreich; so meine Erfahrung.

  11. Zum Transkriptionsfaktor: Arbeitszeit vs Audiolänge noch ein Praxisbeispiel – Faktor 6

    „Allerdings gestaltete sich die Transkription in einer Fremdsprache deutlich zeitaufwändiger […]. Während für die Transkription der deutschen Interviews für zehn Minuten Gespräch etwa eine Stunde benötigt wurde, was bei einer Gesprächslänge zwischen fünfzig Minuten und zweieinhalb Stunden bereits 25 Stunden Transkription bedeutete, […] – je nach Aufnahmequalität und Sprechgeschwindigkeit der Befragten – nur mit einer Geschwindigkeit von zwei bis sechs Gesprächsminuten pro Stunde transkribiert werden […]“.
    Quelle: http://bit.ly/1FvOUqv

  12. Durch Zufall habe ich ihren Blog gefunden und freue mich, dass Sie dieses Thema aufgegriffen haben, denn mich wurmt es seit langer Zeit.
    (siehe hier: http://kommapunkt.blogspot.com/2010/05/das-darf-doch-nicht-wahr-seinwas-ist.html) Ich habe mein Schreibbüro im 10. Jahr und kann auf eine lange Liste wirklich „unseriöser Anfragen“ zurückblicken. Wie kommt das? Bei einigen habe ich mir die Mühe gemacht zu hinterfragen. Vielfache Antwort war, dass die meisten Anfrager der Meinung sind, dass Anhören und Transkription 1:1 sind. Wer kann so schnell schreiben? Andererseits kommen auch sehr viele Hilferufe, weil man Interviews verschriften muss und bereits für die ersten 20 Minuten 2 Tage gebraucht hat. Ich bin der Auffassung ordentliche Arbeit soll auch ordentlich bezahlt werden, nämlich so, dass ein selbstständiges Schreibbürö auch kostendeckend arbeiten kann. Ich freue mich jedenfalls immer, wenn mich Hilfeschreie von Kunden erreichen, die mit einem Dumpinpreisanbieter auf die Nase gefallen sind und ich ihnen dann anständige, qualitativ hochwertige Leistung zu einem gerechtfertigten Preis abliefere. Diese Kunden kommen in 90 % aller Fälle wieder und empfehlen mich dann auch weiter und das ohne wenn und aber. Für mich zählt auch der Service, den ich meinen Kunden biete eine große Rolle. Häufig bekomme ich sehr leise Aufnahmen, die von einem Nebenjobler, ohne hochwertige Transkriptionsausstattung, nicht bearbeitet werden können. Ich mache mir die Mühe, bearbeite vorab die Aufnahme! Ich gebe Tipps wie die Aufnahme beim nächsten Mal besser wird usw. usw. Qualität hat halt ihren Preis, aber schont auch die Nerven der Nachfrager.

  13. Gerade wieder so ein Angebot entdeckt: „Wer möchte Interviews abtippen ab 35 Cent pro Audiominute – Perfektion ist ein Muss“. Dann her mit den Bewerbern… Nein, nicht wirklich! Solche Auftraggeber sollten selbst mal regelmäßig 5h Audiomaterial abtippen, und dann festhalten, welche Arbeitszeit dafür anfällt. Sicherlich gibt es Audioinhalte, welche sich deutlich schneller als mit der durchschnittlich veranschlagten Transkriptionszeit [siehe diverse wissenschaftliche Quellen zur Transkriptionszeit oben] transkribieren lassen, aber Gesprächsdaten á la ‚Slow Respeaking‘ sind realitätsfern, wenn es um die Transkriptionsdienstleistung als solche geht.

    Nun ja, 11 Bewerber gab es, vergeben wurde es, so denn – wenn ich nicht gerade selbst regelmäßig Transkripte verfassen würde, würde ich wohl meinen, dass es mit derartigen Preisen doch irgendwie funktionieren müsste, dem ist aber auch nach mehrjähriger Transkriptionspraxis und Erfahrungsaustausch mit Kollegen keinesfalls so, da nicht die Anschläge pro Minute der ausschlaggebende Punkt für die Transkriptionszeit sind, sondern das Ausgangsmaterial, welches bei Interviews, Vorträgen oder Telefonkonferenzen (transkribieren Sie mal ein Telefongespräch mit Störungen und einem undeutlichen Sprecher… hier ist dann Interpretationsgeschick und Zeit gefragt) in der Praxis nie ‚live‘ transkribiert werden können. Gut, weiter geht es mit der Transkription von Vorträgen 🙂

  14. Hi, mal eine Frage an die Experten – Was ist der Unterschied zwischen der Transkription eines Interviews und eines Diktates? Ich habe es an verschiedenen Stellen schon gelesen, dass Diktate in der Regel vom Preis her günstiger sind… aus eigener Transkriptionserfahrung ist es aber eher umgekehrt der Fall, dass ein Diktat zumeist sehr schnell gesprochen wird, um praktisch Zeit zu sparen und bei Interviews oftmals Sprechpausen enthalten sind (natürlich gibt es auch Gegenbeispiele)… Klar spricht nur eine Person beim Diktat, aber zumeist deutlich schneller als in einer normalen Konversation, als Folge braucht man dann für ein Diktat mitunter länger für die Transkription … Gibt es eine Art Tabelle „Wörter-pro-Minute“ an der man sich grob orientieren könnte? Bei der Preisfindung finde ich es immer problematisch, dies einzukalkulieren… oder doch je Arbeitsstunde abrechnen? Hat jemand Erfahrung damit? Danke

  15. Eigentlich würde ich es provokant als Dilemma der Unwissenden bezeichnen. Verfolge die ganze Preisentwicklung auch schon seit einer Weile, und was soll man sagen, man unterbietet sich gegenseitig und legt Anschläge pro Minute zu Grunde, was bei Interviews völlig unrealistisch ist, es sei denn das Interview wurde einstudiert… Nun ja, am Ende des Tages überall das Gleiche, Texter arbeiten für 1 bis 2 Cent je Wort, Übersetzer für für 5 Cent und Schreibkräfte für 50 Cent – solange es die oben zitierten gibt, unterbietet sich der Markt, ohne zu merken, dass man gar nichts dabei verdient und in der im Text zitierten “your-hobby-as-a-profession” landet. voilà ;

  16. Ich arbeite mit einem Dienstleister aus Frankfurt am Main zusammen 1,90 € zzgl. MwSt. pro Audiominute! TOP-Ergebnisse – egal ob Interview, Diskussion oder Dikat, auch in Englisch ! Name: hat das Wort Schreibbuero in der Domain!

  17. Ich bin selbst als Schreibkraft tätig, wenn ich mir so manche Minutenpreise am Markt anschaue, dann frage ich mich ernsthaft, wer da die Kalkulation erstellt. Wahrscheinlich fällt das Ganze sowieso unter Sch**arbeit, weil von 5 Euro Stundenlohn abzl. Krankenversicherung, Abgaben, Miete etc. pp. Selbständig zu sein… das geht wohl nur mit Zuschuss von oben. Aber Gott sei Dank melden sich immer wieder Kunden, die einfach nur enttäuscht von der Arbeit dieser sog. „Dienstleister“ waren oder/und über den Tisch gezogen wurde, so dass man für derartige Dumpingpreise auch nichts erwarten braucht. Und auch das Thema „Selbstüberschätzung“ gefällt mir – wer mit dem Faktor 3 transkribiert, der kann sich gern bei mir melden. Aber leider waren in der Vergangenheit schon so viele dabei, die nach der ersten Transkription vom Zeitaufwand einfach nur erschrocken waren und meinten, dass sie es für den Preis nicht mehr machen könnten – Aha. Unterbietet euch ruhig weiter – ich kenne ein Dutzend Kollegen, die nach wenigen Jahren am Boden waren, weil es finanziell nicht mehr ging. Aber gut, musste mal gesagt werden. MfG Hans

  18. Zum Thema Transkription Preise & Abzocke
    Und weil es ein Dauerbrenner ist, die Frau aus AT, die jeden über den Tisch zieht – [Beitrag wurde mittlerweile aus dem Forum entfernt] – Wer eine so aufwendige Dienstleistung wie die Transkription von Interviews oder gar Gruppendiskussionen zum Dumpingpreis einkauft, der gerät an diese Spezies. Sorry, aber ich könnte darüber ein Buch schreiben, wie viele Studenten bei mir schon aufgeschlagen sind, weil sie auf die Masche dieser Person reingefallen sind. Transkription ist nun mal arbeitsintensive Tätigkeit, wer als Dienstleister zu billig anbietet, macht dies entweder aus Unwissenheit (man glaubt nicht, wie oft man dies von Bewerbern nach Ablieferung des ersten Transkripts zu hören bekommt, dass man das nicht nochmal macht, weil der Aufwand wesentlich unterschätzt wurde – siehe Studien oben – 5 bis 7 Stunden für 1 Audiostunde) oder mit einem zweifelhaften Hintergrund. MfG

  19. Zur Überschrift „Einige Erklärungsversuche“ Punkt 1 – Outsourcing & Offshoring. Ja, die wird bereits so realisiert, zwar nicht Indien, dafür andere Billiglohnländer, wo Deutsche verfügbar sind. Als ehemalige Transkriptionskraft in DE kann ich dies bestätigen, einfach mal die Anbieter der unteren Preiskategorien checken – ist längst kein Geheimnis mehr. Wer seine vertraulichen Diktate und Aufzeichnungen gern ins Land X auf Kontinent Y auslagern möchte, also kein Problem.

    Ich persönlich fände es mal interessant, welche Konsequenzen bspw. amerikanische Anbieter daraus gezogen haben – weil derartige Schreibdienstleistungen lassen sich mit den Offshoring-Mitbewerbern im Rücken hierzulande nicht mehr realisieren, bzw. am Ende siegt „Geiz ist geil“. Ergo, Schreibdienstleistungen als Freiberufler / Einzelunternehmer selbst anzubieten wird sich langfristig nicht mehr rentieren, es sei denn man lebt in einem Billiglohnland außerhalb DE/AT/CH… Die 4-Stunden-Woche lässt grüßen

    Wer billig ist und wenig Leistung bringt, ist ein Discounter.
    Wer teuer ist und gute Leistung bringt, ist ein Luxus-Label.
    Wer teuer ist und wenig Leistung bringt, ist ein Betrüger.
    Wer billig ist und gute Leistung bringt, ist ein Idiot.

    Wo man sich bei Transkriptionsdienstleistungen von Fachvorträgen, Experteninterviews und sonstigen verbalen Äußerungen einordnen kann, wenn man sich als Selbstständiger zum Studenten-Honorar verkauft, bleibt jedem selbst überlassen.
    Wer sich 4 bis 5 Arbeitsstunden für eine Bandstunde Zeit nehmen kann, über einen guten Wortschatz verfügt, um auch ggf. betriebswirtschafliche oder technische Terminologien korrekt niederzuschreiben (eine zusätzliche Recherchearbeit ist bei den Dumpinganbietern aus Kostengründen nicht möglich), dem sei empfohlen selbst ein vollständiges, einstündiges Interview zu Papier zu bringen, einschließlich Vor- und Nachbereitung, um im Anschluss diese Dienstleistung praxisnah einschätzen zu können.