Amazon Rechnung Inkognito – Unvollständige Rechnungen?

Amazon-Rechnungen ohne Mehrwertsteuer und Absender - ist das rechtens? Hier ein Erfahrungsbericht zur Transparenz bei beim Amazon Marketplace.
Amazon Rechnung Inkognito
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Auf der Suche nach einem neuen Netzteil für mein Notebook bin ich im Amazon Marketplace fündig geworden. Gute Bewertungen, ein guter Preis – also habe ich zugegriffen – es ist ja schließlich Amazon.

Nach 3 Tagen kam nun die Lieferung des Netzteils und es funktioniert auch soweit. Bis dahin also nichts auszusetzen. Das erste allerdings was stutzig machte war die Tatsache, dass nirgends ein Absender zu finden war, eben nur xyz-shop bei Amazon (ein Händler auf der Amazon Plattform).

Also habe ich nochmal die Rechnung im E-Mail-Posteingang angeschaut und die Seite des Händlers aufgesucht. Auch hier herrschte Ebbe in Sachen Kontaktinformationen, lediglich eine Kontaktaufnahme per E-Mail stand hier zur Verfügung.

Rechnung mit ausgewiesener Mehrwertsteuer?

Was mich aber doch umso mehr stutzig machte und nach wie vor macht, ist die fehlende Angabe der Mehrwertsteuer auf der Rechnung. Auf der Händlerseite ist zwar versteckt ausgewiesen, dass alle Preise einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer sind, aber dann sollte sie doch zumindest explizit ausgewiesen sein.

Gut, es ist kein großer Betrag, aber das Finanzamt interessiert es ja schon, haben Sie nun die Rechnung mit oder ohne MwSt.? Da keinerlei Kontaktdaten, weder auf der Rechnung, noch auf der Händlerseite von Amazon vorhanden sind, und die Rechnung quasi von jedem x-beliebigen Absender stammen kann, wundert es mich doch schon sehr.

Hinzu kommt, dass der Artikel als Original-Ersatzteil angeboten wurde, aber ein Replikat (No-Name-Marke) geliefert wurde. Dies konnte ich mir vom Preis her vorab denken, aber die Inkognito Rechnung ohne jeglichen Absender, verpackt in einer grauen Plastiktüte mit einem Aufkleber „BY AIR MAIL„, sowie einem zweiten Aufkleber mit „Royal Mail – Postage Paid GB“ lassen aber meiner Meinung nach keinen Zweifel offen woher die Ware kommt – nicht aus Deutschland, was ja auch legitim ist – aber ohne jegliche Angaben…

Kauf im Amazon Marketplace

Wie dem auch sei, ich habe die Ware erhalten, sie funktioniert, war günstig, aber das Ganze mit einem faden Beigeschmack in Sachen Transparenz und von wem hab ich den Artikel eigentlich? (vom Amazon.de Marketplace!) Ich kann nur hoffen, dass der Artikel lange hält, ohne dass ich eine Rücksendung ins Land X tätigen muss. Wie aber Amazon zu dem Ganzen steht würde mich interessieren. Dies als Randnotiz zur Inkognito Rechnung von Amazon.

Nachtrag
Und siehe da, was eine freundliche Anfrage für die Nachsendung der Rechnung bewirken kann. Keine 24 Stunden später liegt die Rechnung von Amazon.de mit allen erforderlichen Kontaktdaten vor, auch einschließlich der expliziten Angabe der Mehrwertsteuer und VAT-ID des Verkäufers.

Es handelt sich um eine Firma aus Großbritannien, was entsprechend des Poststempels schon ersichtlich war, aber diesmal eben mit allen erforderlichen Informationen, um die Rechnung einfach abzuheften.

Eine Rückfrage beim Verkäufer kann also so manche Unklarheit schnell aus dem Weg räumen.

Chinesische Händler mit seltsamen Firmennamen und (zufälliger?) Umsatzsteuernummer

Auf Amazon sehe ich immer mehr chinesische Verkäufer die eine deutsche Umsatzsteuernummer haben, wahlweise auch Polnische. Geht man ins Detail, gibt es diese UstID gar nicht. Diese Händler nutzen oft lange und etwas seltsame Firmennamen, wie „Shenzhenshianduobikejiyouxiangongsi“.

Das wird sicherlich im Chinesischen korrekt sein, aber ich frage mich dennoch, warum Amazon das seit Jahren so zulässt. Bei deutschen Händlern gibt es unzählige Anforderungen. Bei asiatischen Händlern scheinbar keinerlei Einschränkungen.

Das mag etwas subjektiv sein, aber ich höre es von vielen Unternehmen im Einkauf, dass solche Rechnungen nicht für das Finanzamt genutzt werden können, und man explizit deutsche Händler bei Amazon raussuchen soll.

Fragen über Fragen – ist das steuerrechtlich anwendbar, wie sieht es mit Garantieansprüchen. Um sich vor solchen Händlern zu schützen, ist es ratsam, vor dem Kauf genau hinzuschauen und im Zweifel ein paar Euro mehr bezahlen und bei einem deutschen / europäischen Händler zu kaufen, um auch beim Finanzamt die Einkäufe geltend zu machen.