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Unbeantwortete Angebote

Wer einen Großteil seiner Aufträge über das Internet generiert, der wird häufig Angebot nach Angebot erstellen und auf eine hohe Konvertierungsquote setzen. Über die letzten Monate hinweg habe ich vergleichsweise mehr Angebote geschrieben als über die letzten Jahre hinweg, allerdings ist die Wandlungsrate spürbar zurückgegangen. Was die Gründe dafür sein könnten, dem möchte ich in diesem Brainstorming-Artikel nachgehen.

Die richtigen Kunden finden

Ich bin im Bereich der Sprachdienstleistungen tätig, zunehmend geht es auch in Richtung Schreibdienstleistungen, was Angebot und Nachfrage geschuldet ist. Die Dienstleistung wird besonders häufig von akademischen Einrichtungen angefragt – die Transkription von Interviews.

Wo wir schon beim ersten möglichen Grund für die schlechte Wandlungsrate wären. Universitäten, bzw. bei Studenten noch um so viel mehr, fehlen einfach die finanziellen Mittel, halbwegs akzeptable Preise für eine komplexe und zeitaufwendige Dienstleistung zu zahlen.

Deshalb wird auf anderen Wegen die entsprechend billigere Manpower besorgt, was im Kontext universitärer Einrichtungen ein Leichtes ist, und auch nichts verwerfliches ist. Im Gegenteil, das richtige Klientel, die richtige Zielgruppe sind ein erster Faktor für den Erfolg nach der Angebotslegung.

Der Branchenprimus Audiotranskription.de

Da es aber in der Branche sozusagen einen Primus gibt, welcher sich unter anderem durch die kostenlose Standardsoftware in dem Bereich auszeichnet – F4 – stellt sich mir persönlich aber die Frage, wie dieser seine gerechtfertigten Minutenpreise an Institutionen vermittelt.

Ich sehe kleine Schreibbüros nicht als Konkurrenz zu Audiotranskription.de, weil es wie in anderen Branchen ist, dass es immer High-Level Provider gibt, aber verkauft man am Ende nur über ein persönliches Gespräch? Die Qualität der Dienstleistung und die Zuverlässigkeit setze ich soweit voraus, dass diese sowohl bei verlässlichen kleinen Anbietern, als auch bei den Großen gegeben ist.

Mach-es-wer-auch-immer

Die andere Seite, bzw. der zweite Erklärungsansatz betrifft Low-Budget-Anbieter, Mach-es-wer-auch-immer-Anbieter oder wie man sie gern nennen möchte.

Diesen Bereich sehe ich persönlich sehr kritisch, weil sich der Crowdsourcing-Gedanke auf eine Art ausbreitet, die Kleinunternehmern, Einzelunternehmen oder schlichtweg Freiberuflern in den Rücken fällt.

Ich möchte an der Stelle auch nicht weiter darauf eingehen, dazu fehlt mir ehrlich gesagt die Kraft, wenn ich auf einige auch hier im Blog besprochenen Themen zurückblicke. Deshalb möchte ich es etwas indirekter formulieren und auf einen anderen Bereich übertragen.

Die Bank gewinnt immer

Der Bereich Online Marketing ist ein Boom-Markt. Ein Zalando oder Groupon machen es vor. Und es wird noch weiter wachsen. Schaut man sich an, wo die Online-Portal ihre Dienstleistungen einkaufen, stößt man nicht selten auf große Job-Ausschreibungsportal, wo sich günstige Inhalte und Leistungen einkaufen / outsourcen lassen.

Das Netz macht es möglich und dem ist auch nichts Negatives abzugewinnen. Betrachtet man das System aber im Ganzen, dann kommt man nicht selten zum dem Schluss, dass Dienstleistungen, wie etwas das Schreiben von Texten von Hausfrauen oder Studenten erledigt werden, die für unter 5 Euro je Stunde ‚überleben‘ können. Schreibdienstleistungen werden an die Wand geworfen, und der hungrigste Dienstleister kratzt die Reste von der Wand, erledigt einen perfekten Job, um am Ende festzustellen, dass das was er da tut, eigentlich nur ein Hobby sein kann, weil seine monatlichen Ausgaben, KiGa und weiteres lassen sich davon nicht bestreiten.

Okay, etwas Schwarzmalerei eventuell, aber jetzt kommt der Knackpunkt. Auf der Gegenseite werden Gelder erwirtschaftet, die seinesgleichen suchen. In diversen Online Publikationen sind die End 90s Gold-Rush-Köpfe wieder unterwegs und zeigen was sie haben. Zu Recht, wer gut wirtschaften, der soll / muss es ausleben. Irgendwie merke ich, dass ich an der Stelle den Faden verliere – aber es gibt einen Grund für diese insgesamt recht pessimistische Einschätzung des großen Ganzen. Beim Duellieren um den niedrigsten Preis, meint man dass man auch mit weniger über die Runden kommt, und unterbietet seine eingangs angesprochenen Angebote zusehends.

Bei der Gegenüberstellung seiner Mitbewerber stellt man fest, dass diese auch die Preise nach unten korrigieren – und dann, ein Gespräch und man bekommt den Spiegel vorgehalten – es geht den Leuten nicht anders als den Menschen. Soll heißen, Veränderungswünsche werden zu Erfordernissen, Nichtzahler gehören zum täglichen Geschäft und Wertschätzung von Dienstleistungen gibt es nicht mehr – das macht mir mein Mach-es-wer-auch-immer aber günstiger und besser.

Wohin das Geld in der Wertschöpfungskette fließt sei dahingestellt, gemäß Tim Ferriss‘ Devise – Outsourcen geht immer, wenn nicht Indien, dann Deutschland, Hauptsache die Marge stimmt. H-und-Msche Herstellungspraktiken hin oder her. Gegessen wird zu Hause.

Fazit: Jemand wird es schon machen

Damit schließt sich der Kreis und eine muntere Assoziationskette neigt sich dem Ende zu. Eine Rückantwort auf eines meiner Angebote kam übrigens noch nicht, warum sollte man auch – man fragt bei zehn Dienstleistern an – jedem eine Rückantwort zu geben, das geht nun wirklich nicht. Umorientierung heißt wohl das Zauberwort, gehorche nicht wem-auch-immer, denn sich mit der Ich-klick-Werbung-für-Cents-Arbeiterschaft anzulegen im Status der Selbstständigkeit bringt nur kurzzeitig Euphorie. Am Ende des Tages…

Nachtrag

Als Randnotiz sei am Ende noch eine Sache festgehalten, weil dies zuweilen häufig bei einem Blick zu Kollegen auffällt, – ein Anbieter der jahrelang eine Umsatzsteuerbefreiung nach § 19 UStG in Anspruch nimmt / in Anspruch nehmen muss, weil die Hürde der hiesigen  Kleinunternehmerregelung nicht erklumen werden kann, der hat es entweder nicht einfach oder nicht nötig. Nach zahlreichen Gesprächen ist Ersteres der Status Quo.

Eine Antwort

  1. Hi, super Beitrag! Bin erst heute wieder über eine Seite gestolpert, die damit wirbt „studentisch günstige Preise“ anzubieten, da die Dienstleistung an Studis outgesourct wird. Dem ist sicher nichts entgegenzusetzen – ein Blick in die ‚Referenzen‘, und man sieht nur börsennotierte Unternehmen. Wenn dem so sein sollte, dass die Angaben korrekt sind, dann wundert mich gar nichts mehr. Studentische Übersetzungsleistungen für Multinationals – super! Geiz ist geil. Qualität liegt im Auge des Betrachters. MfG Frank ;

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